Neuanfang

In den vergangenen Monaten hatte ich nicht viel Zeit für die Website. Viel ist passiert, viel hat sich verändert. Im Oktober musste ich mich nach den bisher vielleicht schönsten vier Jahren meines Lebens von Bamberg verabschieden. Irgendwie war es Zeit für einen Neuanfang. Neue (alte) Heimatstadt, neuer Job, neue Wohnung, Fernbeziehung. Weg von der behüteten Kleinstadt, der engen, aber liebgewonnenen Einzimmerwohnung, der Trainingsgruppe, den Gassen, die man in und auswendig kannte. Ich glaube mir fiel der Abschied besonders schwer. Vor mir waren schon einige meiner Freundinnen weggezogen, aber keine empfand das Schwierigkeit, keine hatte in dieser Kleinstadt ein solch liebgewonnenes Zuhause gefunden. Ich aber hatte hier Freunde gefunden, ein Heim, ein neues eigenes Leben begonnen und nicht nur meinen festen Freund, sondern ganz viele tolle Menschen kennengelernt. Und das Unfassbarste bei meinem anstehenden Neuanfang: es ging zurück nach München. Ich hatte immer felsenfest behauptet, dass es auf keinen Fall München wird. Alles hätte es werden können, überall sah ich mich, nur dort nicht. Aber wenn wir eines mitnehmen können aus diesem Jahr, dann sind es wohl unerwartete Entwicklungen.

Anfang Oktober packte ich also mein Zeug zusammen und ab gings nach München in eine Einzimmerwohnung zur Untermiete. „Erst einmal eine Zwischenlösung suchen“, sagte ich mir. „Erst einmal nichts allzu verbindendes eingehen, wer weiß schon wie alles kommt“. Der Oktober war grauenhaft, der erste Abend in München schon so furchtbar. Die letzten vier Jahre war ich nicht mehr alleine aufgewacht und auf einmal stand ich in einer mir ungewohnten Wohnung und sehe meinem Freund dabei zu, wie er nach Leipzig in eine mir unbekannte Wohnung fährt, weit weg von mir. Ich versuchte mich mit auspacken und einräumen abzulenken, das half auch halbwegs, aber eben nur halbwegs. Abgesehen von den vielen Dramen in meinem Kopf fragte ich mich Stunde um Stunde, ob das die richtige Entscheidung gewesen war, die Fernbeziehung zu Oberst. Ein Umzug allein ist schon stressig genug, aber dann auch noch die Distanz zu meiner engsten Bezugsperson, ein stressiger Job und Corona bedingte Einschränkungen… nein mir ging es nicht gut. All das schaffte mich. Ich telefonierte viel in der Zeit, ich versuchte die Distanz irgendwie zu überbrücken und viel über meine Gefühle zu reden. Das klappte auch einigermaßen gut und den Rest erledigten mein Job und mein Training. Beides verschwand nicht einfach nur, weil ich einen mentalen Krieg mit mir selbst ausfocht.

Inzwischen haben wir Ende November. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. So grauenhaft der Oktober auch war, so unerwartet schön und aufregend war der November. Zunächst einmal bin ich seit Anfang November arbeitslos. Ja, ich habe gekündigt. Es hat auf beiden Seiten nicht wirklich zusammengepasst, alles andere behalte ich bei mir. An dem Tag selbst ging es mir miserabel. Zu Corona-Zeiten kündigen… von einem Tag auf den anderen ohne irgendwas dastehen, ohne Job, ohne Gehalt. Aber auf der anderen Seite stand ich vor so vielen spannenden Möglichkeiten. Die Welt lag mir irgendwie zu Füßen. Ich konnte von Neuem beginnen, überall hingehen (das nun nicht, Corona sei Dank), alles machen. Das klingt im ersten Moment super, ist es im zweiten Moment auch, aber so einfach ist es trotz allem nicht (Corona sei Dank).

Natürlich verunsichert mich dieser Zustand bis heute enorm. Diese Zeit erinnert mich ein wenig an die Jahre nach dem Abitur. Auch damals war theoretisch alles möglich (praktisch nicht, der NC ließ es nicht zu). Man hatte einen Abschluss in der Tasche, aber dennoch war Ich ein bisschen orientierungslos. Immerhin weiß ich nach all der Zeit und mit einem Bachelor in der Tasche doch wohin ich will und was ich kann. Aber das macht es nicht unbedingt einfacher. Es ist wirklich so wie alle sagen. All die heutigen Perspektiven und Chancen sind toll, aber eben auch einengend.

Während ich diesen Blogbeitrag schreibe sollte ich eigentlich die nächste Bewerbung rausschicken. Drei sind schon draußen, eine Absage kam auch schon zurück. Schade, aber ehrlich gesagt sind Freitage (heute ist Freitag) selten die Tage, an denen ich zu kreativen Höchstleistungen neige und heutzutage sollten Bewerbungsunterlagen wohl rausstechen. Daher habe ich mich mal wieder an meinen Blog gesetzt. Immerhin mal wieder ein paar News. Mal schauen, vielleicht setze ich mich doch noch an die ein oder andere Bewerbung. Manchmal passiert ja etwas Gutes, wenn man es am wenigsten erwartet.